Bilanz mit Aussicht Hafen stellt weiter Weichen

Ruhrort/Rheinhausen · Was auf der Welt los ist, ist im Duisburger Hafen zu spüren. Auch wenn Besserung nicht in Sicht ist: Der Duisburger Hafen sei bisher „hocherfolgreich“ durch die Krisen gekommen, so ein selbstbewusster Hafenchef Markus Bangen auf der Bilanzpressekonferenz der Duisburger Hafen-AG. Um eine erfolgreiche Weichenstellung in Rheinhausen ging’s aber auch.

Die Hauptweiche in Rheinhausen

Die Hauptweiche in Rheinhausen

Foto: duisport

Eine Woche vor Bundeskanzler Olaf Scholz war der Duisport-CEO Markus Bangen in China - ziemlich genau zehn Jahre nachdem Staatspräsident Xi Jinping im Duisburger Hafen einen einfahrenden Chinazug empfing. Neben Peking hat Bangen auch die größte Stadt der Welt Chongquing besucht. Zwei bis drei Züge kommen alleine von dort pro Woche im Duisburger Hafen an, insgesamt sind es wöchentlich ungefähr 25. Und 25 Prozent macht auch den Anteil Chinas am maritimen Containerumschlag im Duisburger Hafen aus. Das sei ziemlich genau der Anteil, den China überall in den Häfen der Welt habe, so Bangen; größter Handelspartner seien - wie auch anderswo - nach wie vor die USA. Auch wenn die Züge auf der „Neuen Seidenstraße“ in harten Zahlen nicht die größte Rolle spielten, sei es doch wichtig, diese Verbindung zu pflegen. Duisburg bzw. Duisport genießen im Reich der Mitte einen guten Ruf, so Bangen, und schließlich werde ja nicht nur aus China importiert: „Wir verkaufen auch dorthin.“ Bemühungen werden derzeit vor allem unternommen, um den Mittelkorridor der Zugverbindung auszubauen - der geht südlich an Putins Russland vorbei.

Aus China kommt auch der Möbelriese, der zum 1. Juni die seit einiger Zeit verwaiste „Halle I“ auf der Ruhrorter Mercatorinsel beziehen wird. Etwas weiter auf der ehemaligen Kohleninsel liegen die Arbeiten fürs europaweit größte Hinterland-Containerterminalmit klimaneutraler Zukunft voll im Plan. Im Sommer soll hier der reguläre Betrieb aufgenommen werden.

 Hafenchef Markus Bangen (l.) und Co-Vorstand Lars Nennhaus

Hafenchef Markus Bangen (l.) und Co-Vorstand Lars Nennhaus

Foto: marco stepniak

Voll ausgelastet ist bereits Logport I in Rheinhausen. Umso wichtiger ist es, dass dort bei laufendem Betrieb der Wechsel einer Hauptweiche gelungen ist. Und dass Duisport jetzt die Straßen im Logport Rheinhausen verbreitern wird. “Das war damals die maximale Straßenbreite, für die es Förderung von der EU gab“, so Markus Bangen, aber jeder, der dort schon mal unterwegs war, weiß, welche Balancierkünste den hier einparkenden oder aneinander vorbei fahrenden Lkw-Fahrern abverlangt werden. Schon letztes Jahr sollten deshalb die Straßen verbreitert werden, doch dann kam die Sperrung der Gaterwegbrücke, und eine zweite Großbaustelle wollte Duisport den Logport-Anliegern nicht zumuten. 15 Millionen Euro hat der Hafen für die Straßeninfrastrukturmaßnahme im Logport Rheinhausen veranschlagt - nicht zuletzt, weil man bei Duisport davon ausgeht, dass der Lkw-Verkehr weiter wachsen wird.

„Das mag jetzt nicht so spektakulär klingen, aber für uns war das sehr spektakulär“, so Technik-Vorstand Lars Nennhaus zu der Kreuzweiche. „Die Weiche ist einer der Hauptzugänge für den Zugverkehr zum Logport. Allein über diese Weiche gehen im Schnitt 100 Bewegungen pro Tag, das macht, wir haben’s ausgerechnet, über 800 Millionen Tonnen“, so Nennhaus. Insgesamt würden im Duisburger Hafen Jahr für Jahr über 1.000 Schienen ausgewechselt.

 Die inzwischen abgerissenen Querhallen hatte Duisport noch von Krupp geerbt.

Die inzwischen abgerissenen Querhallen hatte Duisport noch von Krupp geerbt.

Foto: duisport

Abgerissen wurden außerdem Querhallen am südlichen Ende des Logport-Geländes, die Duisport noch von Krupp übernommen hatte, Bauzeit irgendwann zwischen den Weltkriegen. „Abgeschrieben sind das erstmal ’cash cows’“, so Hafenchef Bangen, „aber irgendwann sind sie nicht mehr zu gebrauchen.“ Wie Lars Nennhaus sagt, gibt es schon erste Ansiedlungsgespräche. „Wir haben eine enorme Nachfrage“, präzisiert Markus Bangen, „wir sind nahezu ausverkauft. Aber deshalb schauen wir auch genau hin.“

Wie Duisport bei allen Partnerschaften genau hinschaut. Die mit Samskip und TX Logistik für den Kombinierten Verkehr-Betrieb auf Logport III („Ziel Terminal GmbH“) in Rheinhausen-Budberg wurde von den Kartellbehörden genehmigt und soll den Weg zu weiterem Wachstum ebnen.

Der Duisburger Hafen ist Frühindikator, sowohl was Wachstumschancen als auch -schwächen, aktuell etwa in der Chemischen Industrie, angeht, so Bangen, und sieben Prozent weniger Containerumsatz stecke auch der Duisburger Hafen nicht „mal so eben“ weg. „Aber die anderen Abteilungen haben uns aufgefangen“, so Bangen. Es sei unumgänglich, sich dem Klimawandel zu stellen, so Bangen, doch strukturelle Änderungen müssten mit Bedacht vorgenommen werden, „wenn wir bestimmte Industrien in Europa halten wollen“. Mit seinen Kollegen von den Häfen Amsterdam, Rotterdam und dem North Sea Port (Vlissingen/Terneuzen/Gent) hat Bangen in einem gemeinsamen Schreiben die europäischen Regierungschefs zur Unterstützung der Industrien im niederländisch-flämisch-deutschen Dreiländereck aufgerufen.

Wasserstoff beispielsweise hält immer mehr Einzug im Duisburger Hafen. Zur Festigung der Zusammenarbeit war vor kurzem der niederländische König Willem-Alexander in Ruhrort (wir berichteten). „Wir fangen an einzureichen“, so Markus Bangen, „sind jetzt bei der Kärrnerarbeit Genehmigungen ...“ Aber die Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung verlaufe „ganz hervorragend“, so der Hafenchef: „Wir haben das Weltbild unserer niederländischen Partner erschüttert: Weil es deutlich schneller läuft als erwartet!“

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